Was ist ein Headless-CMS und warum ist es so gefragt?

Traditionelle CMS verwalteten Websites – aber was ist mit all den anderen digitalen Erlebnissen im heutigen Ökosystem?

By Curtis Maher

Juli 26, 2023

7 min
Bild einer Person, die einen runden Block in einen Satz zusammensetzbarer Holzblöcke einfügt.

Hier die Kurzfassung: Ein Headless-CMS trennt das Content-Management im Backend von der Präsentation im Frontend und nutzt APIs, um Inhalte für jede beliebige Benutzeroberfläche bereitzustellen.

Aber was bedeutet das für den Laien? Und was noch wichtiger ist: Warum verwenden mindestens 64 % der Unternehmen ein Headless-CMS – und warum werden 90 % der übrigen Unternehmen innerhalb der nächsten 12 Monate die Verwendung eines Headless-CMS prüfen?

Die Daten deuten darauf hin, dass das Headless-CMS schnell zum neuen Branchenstandard wird. Aber um zu verstehen, warum die Nachfrage nach der Ablösung traditioneller CMS durch das neue Headless-Modell so groß ist, müssen wir zunächst die Entwicklung des CMS verstehen.

Das Headless-CMS: Eine notwendige Entwicklung für die digitale Landschaft von heute
Das Bild ist eine Zeitleiste, die sich wie folgt liest:
Das Internet wird am 1. Januar 1983 erfunden
6. August 1991: die erste Website und das erste Content-Management-System wird von CERN erstellt
Die ersten CMS-Generationen werden eingeführt, darunter Vignette, PHP, StoryServer, Drupal und WordPress
Frühe 2000er Jahre bis heute: Web 2.0 entsteht und das Internet, wie wir es heute kennen, nimmt Gestalt an
Das Konzept des responsiven Webdesigns wird 2010 eingeführt
Januar 2014: die mobile Internetnutzung übersteigt die Desktopnutzung
Web 3.0 nimmt weiter Gestalt an, mit Technologien wie KI- und KI-generierten Inhalten, LLMs, Blockchain, IoT und mehr.

Der Pfeil auf der Zeitachse zeigt in die Zukunft und deutet an, dass sich das Internet und die Content-Management-Systeme mit den Jahren weiterentwickeln werden.

Die ersten CMS-Generationen sind fast so alt wie das Internet selbst; das Headless-CMS ist für die moderne digitale Landschaft der 2020er Jahre und darüber hinaus konzipiert.

Als das Internet entstand, erkannten die Unternehmen schnell die Notwendigkeit einer Online-Präsenz. Ihr Hauptziel war der Aufbau und die Verwaltung ihrer „digitalen Eingangstür“, also ihrer Website. Das Problem war jedoch die Komplexität, mit welcher der Aufbau einer Website Codezeile für Codezeile verbunden war. Dies war die treibende Kraft hinter der Entwicklung der ersten Generation von Content-Management-Systemen (CMS).

Diese traditionellen CMS, wie WordPress und Drupal, waren die Lösung, die in den 1990er Jahren und Anfang der achtziger Jahre gebraucht wurde. Sie vereinfachten die Erstellung einer Website. Und diese Einfachheit war der Schlüssel zu ihrem Erfolg, denn zu dieser Zeit war die Erstellung und Verwaltung einer Website neu, schwierig und durchaus einschüchternd. Diese CMS der ersten Generation setzten alle Teile einer Website für den Benutzer zusammen: den Code (HTML und CSS) sowie die Inhalte (Text und Bilder).

Aber das Internet hat sich seitdem weiterentwickelt. Diese einfachen Website-Builder waren früher die einzige Lösung, aber heute stellen diese CMS ernsthafte Einschränkungen für Teams in der Content-Erstellung und Entwicklung dar. Die Kopplung von Inhalten mit Front-End-Code zwingt die Teams zu einer ineffizienteren Erstellung und Verwaltung von Inhalten. Hinzu kommt, dass die Nutzung und Wiederverwendung von Inhalten über die Website hinaus auf verschiedene andere Front-End-Erfahrungen beschränkt ist.

Diese enge Kopplung von Inhalt und Code schafft Warteschleifen für Content- und Web-Teams. Das traditionelle CMS berücksichtigt einfach nicht die Bedürfnisse von Content-Erstellern und Web-Entwicklern, die selbst bei einfachen Aktualisierungen ihrer Website zusammenarbeiten müssen. Darüber hinaus haben herkömmliche CMS noch einen weiteren, eklatanten Makel: Was ist mit der Verwaltung von Inhalten für all die anderen digitalen Kanäle jenseits der Website?

Die Grafik besagt: Digitale Omnichannel-Erlebnisse: Kunden interagieren jeden Tag mit Ihrem Unternehmen, und zwar über das gesamte digitale Ökosystem hinweg.

Außerhalb des Textes gibt es verschiedene Blasen, die verschiedene digitale Erfahrungen darstellen. Dazu gehören:
Live Chat, AR/VR, Bewertungen, Websites, E-Mail, Karten, Sprachassistenten, Kundenportale, Blogs, Videoanrufe, Suchmaschinen, In-Store, vernetzte Geräte, Telefonanrufe, Chatbots, soziale Medien, SMS, mobile Apps, Verzeichnisse

Traditionelle CMS verwalteten Websites – aber was ist mit all den anderen digitalen Erlebnissen im heutigen Ökosystem?

Warum ersetzt das Headless-CMS das traditionelle CMS?

Seit die ersten CMS vor über 20 Jahren auf den Markt kamen, hat sich viel verändert. Die digitale Landschaft ist exponentiell gewachsen – heute sind Websites nur noch ein Baustein des digitalen Omnichannel-Erlebnisses. Die Verbraucher erwarten, dass sie im gesamten digitalen Ökosystem mit einer Marke interagieren können – einschließlich mobiler Apps, sozialer Medien, Bewertungsaggregatoren, Einträgen bei externen bei Publishern und vielem mehr. Und aufgrund der Nachfrage nach natürlichsprachlichen Erlebnissen wie KI-gestützter Suche und Chat sind die Erwartungen an diese Erlebnisse in die Höhe geschnellt.

Das Ergebnis: Die digitale Erfahrung der Verbraucher ist mit jedem neuen Kanal, der Einzug in den Mainstream hält, immer fragmentierter geworden. Diese Entwicklung der digitalen Content-Landschaft hat zur Entwicklung des Headless-CMS geführt.

Wie Headless-CMS tatsächlich funktionieren

Die Inhaltsebene (oder das Backend) des Headless-CMS ist der Ort, an dem alle Inhalte erstellt, organisiert und gespeichert werden. Es ist wie eine große Datenbank, die Texte, Bilder, Videos und alle anderen Arten von digitalen Inhalten enthält. Hier werden all diese Inhalte anhand eines vom Benutzer erstellten Schemas strukturiert, sodass Sie an einem zentralen Ort alle Ihre Inhalte verwalten und neue Inhalte hinzufügen können.

Diese Grafik veranschaulicht die Funktionsweise des Headless-CMS, indem sie zeigt, wie die API mit verschiedenen anderen Frontend-Anwendungen wie E-Mail, Mobile, Website, Einträge, Chat und Suche verknüpft ist.

Mit einem Headless-CMS speichern und verwalten Unternehmen Inhalte im Backend und nutzen APIs, um diese Inhalte in den kundenseitigen Kanälen zu präsentieren.

Das Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen traditionellen CMS und Headless-CMS ist die Verwendung von APIs zur Bereitstellung von Inhalten aus dem Managementsystem für die Front-End-Erlebnisse. Ein Headless-CMS hat kein integriertes Frontend – dadurch können die Teams ihren Endbenutzern Inhalte frei anzeigen, ohne die Einschränkungen eines eng gekoppelten CMS.

Dieser Headless-Ansatz für das Content-Management bietet Teams drei wesentliche Vorteile:

  • Sie haben die Flexibilität, mit neuen Kanälen zu experimentieren

  • Inhalte können auf einer einzigen Plattform effizienter verwaltet werden

  • Sie können neue Erlebnisse entwickeln (und Inhalte schneller für Benutzer bereitstellen)

Wo Unternehmen von einem Headless-CMS profitieren

Headless-CMS bieten Benutzern mehr Flexibilität

Unternehmen müssen ihre Kunden an mehr Orten als je zuvor ansprechen. Wenn sie das nicht tun, ist das eine verpasste Gelegenheit. Und wenn sie es schlecht machen, riskieren sie, ihren Kunden ein uneinheitliches, veraltetes oder einfach schlechtes Erlebnis zu bieten.

Aus diesem Grund nutzen Unternehmen Headless-CMS, um Inhalte für verschiedene Frontend-Erlebnisse zu optimieren und bereitzustellen, darunter Websites, mobile Anwendungen, IoT-Geräte oder andere digitale Erlebnisse. Dank dieser Flexibilität können Unternehmen ihre Kunden überall erreichen – nicht nur dort, wo ihr CMS nativ integriert ist.

Und da ihre Inhalte an einem Ort gespeichert sind (anstatt sie für jedes einzelne Frontend-Erlebnis duplizieren zu müssen), können Unternehmen mithilfe eines Headless-CMS ihre Inhalte über verschiedene Kanäle hinweg wiederverwenden und umfunktionieren, um überall ein einheitliches, zeitgemäßes Erlebnis zu gewährleisten.

Stellen Sie sich zum Beispiel einen Einzelhändler vor, dessen Produktinformationen in seinem Headless-CMS gespeichert sind. Mithilfe von APIs kann er die aktuellsten Informationen zu diesem Produkt direkt an seine Website und an seine mobile App, an seine Einträge auf externen Plattformen, an Such- oder Chatfunktionen und vieles mehr senden. Dies beseitigt ein großes operatives Hindernis für die Teams, die diese verschiedenen Angebote pflegen. Und da APIs eine einheitliche Schnittstelle für die Bereitstellung von Inhalten bieten, braucht Ihr Entwicklungsteam weniger Zeit für die Einrichtung, Verwaltung und Pflege. Das bedeutet, dass Ihr kollektives Team neue Inhalte schneller herausbringen kann.

Fazit: Mit einem Headless-CMS kann Ihr Marketingteam eine Vielzahl digitaler Erlebnisse von einer Plattform aus steuern und sich darüber hinaus besser an neue Kanäle und Trends anpassen. Gleichzeitig können Ihre Kunden nahtlos zwischen den verschiedenen Kanälen wechseln und dabei auf einheitliche Berührungspunkte mit Ihrer Marke zurückgreifen, über die sie exakt die Informationen finden, die sie suchen.

Schluss mit Silos: Headless-CMS vereinheitlichen das Content-Management

Mit über das gesamte Unternehmen verstreuten Inhalten, die auf unterschiedlichen Plattformen und Tools wie CRM, Kundensupport-Plattformen, Cloud-Speicherdiensten und mehr abgelegt sind, können Teams langsame (und manchmal doppelte) Content-Management-Workflows nur schwer vermeiden.

Ein Headless-CMS wirkt solchen Ineffizienzen entgegen, indem es die Inhalte auf einer Plattform zusammenführt. Mit dem richtigen Headless-CMS können Sie eine Verbindung zu unzähligen externen Quellen herstellen und Ihren Endbenutzern Inhalte über eine einheitliche Plattform zur Verfügung stellen. Außerdem können Sie mithilfe dieser Verbindungen dafür sorgen, dass Ihre Inhalte stets korrekt und aktuell sind – ohne manuellen Aufwand.

Das bedeutet, dass Unternehmen ein Headless-CMS verwenden können, um Informations- und Inhaltssilos aufzubrechen und einen einheitlichen Knotenpunkt für ihre Inhalte zu schaffen, der als verlässliche Informationsquelle dient.

Mehr Innovation mit Front-End-Freiheit

Der Bereich der Webentwicklung entwickelt sich ständig weiter, ebenso wie die Vorlieben der Nutzer für eine leichte, intuitive Benutzeroberfläche. Da sich die Verbraucher an moderne digitale Erlebnisse gewöhnt haben, fallen ältere Benutzeroberflächen schnell unangenehm auf.

Mit einer Headless-Architektur können Entwickler jede beliebige Front-End-Technologie oder jedes beliebige Framework zur Entwicklung verwenden. Dies gibt den ihnen die Freiheit, mit den Tools zu arbeiten, die ihren Anforderungen entsprechen. Es bedeutet aber auch, dass ihr CMS für eine lange Nutzungsdauer ausgelegt ist. Dazu gehört auch die Möglichkeit für Teams, im Rahmen des Ausbaus ihrer digitalen Erlebnisplattform ergänzende, erstklassige Technologien hinzuzunehmen und nach Bedarf zu kombinieren.

Mit einem Headless-CMS können Entwicklungsteams beispielsweise branchenführende Frameworks wie React und Angular nutzen, interaktive Oberflächen erstellen, die Integration mit externen Tools und Systemen (wie einem CDP- oder A/B-Testing-Tool) realisieren und jede beliebige benutzerdefinierte Lösung erstellen.

Aber nicht nur Entwickler haben die Freiheit zum Ausprobieren neuer Technologien, auch Marketingexperten werden experimentieren können, wenn im Laufe der Jahre neue Kanäle entstehen. Und während solch neue Kanäle nach und nach aufkommen, wird das API-basierte Headless-CMS weiterhin die technische Grundlage bilden, auf die sich Teams verlassen können.

Profi-Tipp: Sie fragen sich, ob ein CMS wirklich Headless ist? Achten Sie auf das Mitgliedschaftssiegel der MACH Alliance. Die MACH Alliance ist eine Organisation, die sich um die Förderung von Agilität und Flexibilität in technologischen Ökosystemen bemüht. Dies soll Unternehmen bei der Entwicklung eines zukunftssicheren Tech-Stacks unterstützen. Architekturen, die diese Anforderungen erfüllen, beruhen auf Microservices, sind API-basiert, werden als cloudnative SaaS angeboten und funktionieren nach dem Headless-Prinzip.

Ein zukunftssicheres CMS ist Headless … und was sonst?

Mit einem Headless-CMS kann Ihr Team alle zentralen Informationen und Inhalte Ihres Unternehmens effektiv von einem zentralen Ort aus verwalten. Doch es gibt noch mehr, worauf Sie bei einem CMS abgesehen von seiner Headless-Architektur achten sollten.

Denken Sie noch einmal über die Komplexität der Inhalte Ihres Unternehmens nach: Kann das CMS Inhalte erfassen, bereinigen, umwandeln und generieren? Denken Sie an die Zukunftssicherheit: Benötigen Sie angesichts der Zunahme von LLMs ein CMS, das dialogorientierte KI-Erlebnisse unterstützt? Wie wäre es mit einem CMS, das Inhalte in großem Umfang generieren kann? Und schließlich: Haben Ihre Entwickler, was sie brauchen? Und wie gestalten sich deren Erfahrungen?

Bei der Auswahl von Content-Management-Lösungen gibt es eine Menge zu beachten – aber eine Headless-Architektur ist ein guter Anfang.

Lesen Sie weiter: So finden Sie das richtige CMS

Ein neues CMS ist eine erhebliche Investition für Ihr Unternehmen. Wissen Sie, worauf Sie bei der Auswahl achten müssen?

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